Chefarzt zu werden – für viele Fachärzte ist das immer noch ein Traum. Zwar ist die Chefarztkarriere extrem langwierig und oftmals beschwerlich, dabei aber auch überaus erfüllend und sinnstiftend. Nicht zuletzt locken Spitzengehälter.
Folgende Fähigkeiten muss ein Chefarzt mitbringen:
Für Chefarztpositionen werden ausgereifte „Managertypen“ gesucht. Chefärzte müssen marktorientiert und betriebswirtschaftlich denken und die Wettbewerbsfähigkeit der Klinik sicherstellen. Im Idealfall handelt es sich um eine kommunikative und strategisch denkende Persönlichkeit.
Die Karrierestufen einer Chefarztkarriere unterscheiden sich zunächst nicht von denen anderer Fachärzte: Nach dem Medizinstudium, dem Praktischen Jahr, der Promotion und Approbation erfolgt die fünf- bis sechsjährige Facharztausbildung beziehungsweise die Zeit als Assistenzarzt. Nach Abschluss der Ausbildung und dem erfolgreichen Absolvieren der Facharztprüfung darf man sich schließlich Facharzt nennen. Nun stehen mehrere Karrierewege offen, etwa die Niederlassung in der eigenen Praxis oder aber die Anstellung in einem Krankenhaus, wo man als Stationsarzt tätig ist. Dort führt der Facharzt Untersuchungen durch, verschreibt Medikamente und erstellt Behandlungspläne.
Der Weg in Richtung Chefarztkarriere lässt sich verfolgen, indem man zunächst den Posten des Oberarztes anstrebt. Die Tätigkeit als Oberarzt ist Voraussetzung dafür, später einmal Chefarzt werden zu können. Es entscheidet jede Klinik individuell, welche Kriterien für die Besetzung angewendet werden. Dazu kann etwa gehören, dass man als Facharzt diverse Zusatzweiterbildungen aus der Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer absolviert hat. 47 Weiterbildungsmöglichkeiten stehen Fachärzten zur Verfügung, vom Qualitätsmanagement bis hin zur Tropenmedizin. Wer Spezialwissen und viel Berufserfahrung aufweisen kann, erhöht seine Chancen.
Zu den Aufgaben eines Oberarztes gehören die Leitung einer medizinischen Abteilung sowie Qualitätsmanagement und Abrechnungsfragen. Oberärzte sind zuständig für das Erreichen von Klinikzielen und die Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter. Der Aufgabenbereich geht weit über medizinische Sachverhalte hinaus, und da die Tätigkeit bereits Management-Aufgaben beinhaltet und sich viel mit dem Chefarzt abgestimmt wird, ist sie ein wichtiger Bestandteil einer Chefarztkarriere.
Wer tatsächlich Chefarzt werden möchte, muss zudem einen beträchtlichen Teil seiner Zeit in Forschungsprojekte investieren und gegebenenfalls auch einen Professorentitel erwerben. Selbst an kommunalen Kliniken ist der Chefarztposten nämlich mitunter nur mit Habilitation zu erreichen, obwohl dort gar keine Forschung betrieben wird. An Universitätskliniken ist die Habilitation nach wie vor eine entscheidende Voraussetzung, Chefarzt werden zu dürfen – und hier wird tatsächlich eine Forschungs- und Lehrtätigkeit ausgeübt. So überrascht es nicht, dass bei einer Befragung von 628 habilitierten Medizinern als Motivation 71 Prozent „bessere berufliche Zukunftschancen“ angaben. Immerhin sagten 82 Prozent aus, sie hätten aus „Freude an der Forschung“ habilitiert.
Wer hoch hinaus will und eine Chefarztkarriere plant, stellt die Weichen im besten Fall schon früh. Es empfiehlt sich, bereits während der Promotion darüber nachzudenken, ob eine Habilitation infrage kommen könnte. Wer eine besondere Vorliebe für Forschung und Lehre bei sich feststellt und diese Begeisterung schwerer wiegt als das Interesse an der Patientenbetreuung, für den könnte die Habilitation und eine spätere Chefarztposition attraktiv sein. Manche Mediziner planen die Karriere schon sehr zeitig. Dann gilt es zu überlegen, wo und woran geforscht werden soll sowie wer die Habilitation betreuen könnte.
Damit eine Bewerbung als Chefarzt Erfolg hat, ist also die Habilitation neben einer mehrjährigen Tätigkeit als Oberarzt immer noch ein wichtiger Aspekt. Doch auch, wer alle Voraussetzungen erfüllt, erlebt viel Konkurrenz bei der Chefarztkarriere. Es gibt rund 2.000 Krankenhäuser in Deutschland, 32 davon sind Universitätskliniken. Jährlich habilitieren ungefähr 830 Ärzte. Eine Chefarztposition zu ergattern, ist also nicht einfach, vor allem in den Fachbereichen mit geringer Abteilungszahl, wie etwa der Kardiologie.
Bei allen Aufgaben in der Klinik, der Forschung und zahlreichen Sonderarbeiten ist eine Chefarztkarriere durchaus entbehrungsreich. 60 bis 70 Arbeitsstunden wöchentlich im Krankenhaus sind keine Seltenheit. Wer die Chefarztposition anstrebt, wird also keine sehr ausgewogene Work-Life-Balance erleben. Vielmehr gilt es eine gesunde „Work-Work-Balance“ herzustellen, das heißt, ein Gleichgewicht zwischen all den unterschiedlichen Feldern, in denen man eingebunden ist.
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