Erfurt liegt in Thüringen, ziemlich genau in der Mitte Deutschlands. Und in der Hauptstadt des Bundeslandes laufen tatsächlich viele bunte Fäden zusammen. Erfurt ist einerseits geprägt von seinem mittelalterlichen Stadtkern und andererseits von seinen Studenten, die hier jederzeit in allen Bereichen des Stadtlebens für frischen Wind sorgen.
Tatsächlich gehört Erfurt dringend auf die Liste der schönsten Städte des Landes und bietet eine unfassbare Fülle an kulturellen Schätzen. Aber dass der Ort noch aus dem allgemeinen Touristenradar fällt, hat auch klare Vorteile für seine Einwohner.
Den Stadtkern Erfurts erkundet man am besten zu Fuß. Die Sehenswürdigkeiten liegen dicht beieinander und auch abseits der bekannten Wege gibt es viel zu entdecken. Das Highlight der Altstadt ist sicher die Krämerbrücke. Es handelt sich bei diesem Exemplar um eine komplett mit Fachwerkhäusern bebaute Konstruktion. Haben Sie schon in Florenz gesehen? Ja, aber diese hier ist viel länger und ihre Gebäude sind bewohnt. In den Läden bieten kreative Kunsthandwerker ihre liebevollen Handarbeiten zum Verkauf an.
Die Altstadt ist lebendig und bunt. Überall zweigen kleine, verwinkelte Gassen ab und sie bietet nicht weniger als 25 Kirchen. Der Fischmarkt mit dem Rathaus und seinen reichverzierten Gebäuden der einstigen Oberschicht beeindruckt sehr mit seinem einzigartigen Charme. Und zu den beliebtesten Fotomotiven zählt sicher das Ensemble aus dem Erfurter Dom und der Severikirche, das sich majestätisch hinter dem Domplatz erhebt. Tatsächlich befinden wir uns hier auf dem größten Marktplatz Europas.
Über den Stadtnamen gibt es wilde Spekulationen. Wahrscheinlich stammt er aus dem Altgermanischen und beschreibt einen Abschnitt der Gera oder stellt einfach eine alte Bezeichnung des Flusses dar. Erfurt wurde erstmals 742 im Zusammenhang mit einem Bistum erwähnt. Zu der Zeit hatte sich bereits eine Großsiedlung entwickelt. Und das bedeutet: Erfurt gehört de facto zu den ältesten Städten Deutschlands. Ab dem Jahr 1000 befand sich die Ortschaft unter der weltlichen Herrschaft des Mainzer Erzbischofs. Erfurt entwickelte sich schnell zu einer führenden Handels- und Kulturmetropole. So wurde 1392 in Erfurt die dritte Universität des Landes gegründet und durfte sich gut 100 Jahre später über einen berühmten Studenten und späteren Lehrer freuen: Martin Luther.
Mit dem Übergang an Preußen 1802 endete die etwa 800-jährige Bindung an Mainz und Erfurt entwickelte sich unter dem Königreich Hohenzollern zu einer modernen Industriegroßstadt. Diese Funktion war auch ausschlaggebend für die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Die Stadt verlor einen Großteil seiner historischen Bausubstanz und sämtliche Kirchen des Innenstadtbereichs wurden beschädigt. Nach dem Krieg wurde Erfurt Thüringen und somit der sowjetischen Besatzungszone zugeordnet.
Erfurt ist eine ausgesprochen grüne Stadt. Dazu tragen die Parks im Stadtbereich einerseits und andererseits auch die Landschaft seiner Umgebung bei. Eine Viertelstunde vom Zentrum entfernt befindet man sich schon mitten im Wald. Das Erfurt auch als Blumenstadt bekannt ist, hat Tradition: Der Name entstand bereits im 19. Jahrhundert, als die Stadt der weltweit führende Standort des Garten- und Pflanzenbaus war.
Bereits im Mittelalter machte Erfurt diesbezüglich von sich reden. Ein seltenes Gewächs sorgte seinerzeit für Ruhm und Reichtum der Stadt: das Färberwaid. Die gelb blühende Pflanze, aus der ein intensiv leuchtender, blauer Farbstoff gewonnen wird, gedeiht in dieser Region vortrefflich und war in Europa heiß begehrt. Auf dem Petersberg hält ein riesiges Blumenbeet in Form des Stadtwappens die Tradition als Blumenstadt bis heute aufrecht. Wer Lust bekommen hat, ins duftende Blütenmeer einzutauchen, besucht den egapark im Südwesten Erfurts. Dort befindet sich das größte Blumenbeet Europas.
Das Institut für Weltwirtschaft bescheinigt Thüringen eine überdurchschnittliche Lebensqualität. Jedenfalls sprudelt die Studentenstadt Erfurt vor Kreativität, ist lebendig und freut sich, dass die Touristenmassen im benachbarten Weimar abgeladen werden. Solange Erfurt ein Geheimtipp bleibt, profitieren alle Einwohner von entspannten Mieten und Lebenshaltungskosten. Kein Wunder, dass der Ort besonders bei jungen Familien beliebt ist. Das könnte aber auch an den beliebten Figuren des Kinderfernsehens Kika, das in Erfurt produziert wird, liegen. Hier tauchen nämlich immer mal wieder die Tigerente, Käpt'n Blaubär oder auch das Sandmännchen im Stadtbild auf.
Erfurt gilt darüber hinaus als Wachstumsregion mit hohem Zukunftspotential. Besonders in der Gesundheitswirtschaft gibt es viele Möglichkeiten, sich als Top-Talent einzubringen. Als beschäftigungsintensivste Wirtschaftsbranche im Bundesland Thüringen ist die Gesundheitsbranche ein relevanter und attraktiver Arbeitgeber. Traditionelle Stärken im Bereich Optik machen Thüringen zum internationalen Innovationsführer in den Feldern Mikroskopie, Lasertechnologie und Augenheilkunde. Neue Themenfelder wie etwa die Infektionsforschung oder die Alternsforschung wurden in den vergangenen Jahren etabliert und international zur Geltung gebracht. Wissenschaftliche Kompetenz findet sich in 6 Hochschulen, darunter 3 Universitäten und 3 Fachhochschulen, 15 Forschungseinrichtungen, 2 Technologie- und Gründerzentren sowie 26 Kliniken und Polikliniken des Universitätsklinikums Jena.
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