Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie arbeiten überwiegend niedergelassen oder in einem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst. Ferner finden sie Beschäftigung in Krankenhäusern, Kliniken, Hochschulkliniken sowie in der Forschung und Lehre. Sie beschäftigen sich mit der Prävention, Diagnostik und Behandlung von psychischen, neurologischen und psychosomatischen Störungen und Erkrankungen im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter unter Berücksichtigung des familiären und sozialen Umfelds. Ihre jungen Patienten leiden beispielsweise an Psychosen, depressiven Störungen, Ängsten sowie Zwangs- und Essstörungen. In ihrer Therapie verfolgen sie dabei einen ganzheitlichen Ansatz mit sorgfältiger Diagnostik, Einzelgesprächen und medikamentöser Behandlung.
Um als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie tätig sein zu dürfen, muss eine insgesamt 11-jährige Aus- und Weiterbildungszeit absolviert werden. Voraussetzung für die Zulassung zur Weiterbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie ist ein abgeschlossenes Medizinstudium sowie die Approbation als Arzt/Ärztin, bzw. die Erteilung der Erlaubnis zur Ausübung des ärztlichen Berufes. Gute Voraussetzungen sind ebenfalls bereits gesammelte Vorkenntnisse in diesem Bereich. Bereits während des Studiums kann man Wahlfächer wie Psychiatrie und Psychotherapie belegen oder sich während der praktischen Phasen des Studiums, durch Arbeit in einer psychiatrischen Praxis oder Station, darauf spezialisieren. Die Weiterbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie dauert fünf Jahre. Die ersten vier Jahre entfallen dabei in den Bereich Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie –psychotherapie, davon zwei Jahre im Stationsdienst, und ein Jahr Pädiatrie oder Psychiatrie und Psychotherapie. Diese Regelung kann je nach Bundesland leicht abweichen.
In der englischen Sprache lautet die Berufsbezeichnung Child and Adolescent Pschiatrist. Kernkompetenzen, die man während der Ausbildung erwirbt, sind unter anderem die Psychotherapie, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie, Diagnostik, ärztliche Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik sowie Differenzielle und Persönlichkeitspsychologie. Als persönliche Eigenschaft ist, neben Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit, Beobachtungsgenauigkeit, Empathie und Verschwiegenheit, auch eine gewisse persönliche und professionelle Distanz unabdingbar, damit bei der täglichen Arbeit nicht die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche, mit denen des Patienten verwechselt werden. Besonders in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist dies natürlich besonders schwierig, da man sich mit ihnen besonders lange und intensiv beschäftigen muss.
Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie behandelt seine jungen Patienten mittels verschiedener Therapien, wie beispielsweise der tiefenpsychologischen Psychotherapie, Verhaltens-, Familien-, Kunst- oder Beschäftigungstherapie. Hauptsächlich wird bei den Behandlungsmethoden zwischen der medikamentösen Therapie, bei welcher man psychische Störungen wie Depressionen durch entsprechende Medikamente behandelt, und der Psychotherapie unterschieden. Die Psychotherapie kann sowohl als Einzel- oder Gruppensitzung durchgeführt werden und basiert auf die insgesamt fünf wissenschaftlich anerkannten Methoden Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Systemische Psychotherapie sowie die Psychotherapeutische Gesprächstherapie. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie müssen Diagnosen jedoch sehr behutsam und mit größter Sorgfalt gestellt werden, da sich Kinder- und Jugendliche bei seelischen Leiden anders verhalten als Erwachsene. Hier ist es wichtig, dass sich der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie Zeit nimmt und sich intensiv mit der psychischen, sozialen und biologischen Situation seiner Patienten auseinandersetzt. Therapiesitzungen von einer Stunde sind hier keine Seltenheit, sie sind eher die Regel. Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie arbeiten meist sehr eng mit Sozialpädagogen, Pädiatern, Psychiatern und anderen Kollegen zusammen, um eine möglichst ganzheitliche Therapie zu gewährleisten.
Nach abgeschlossener Facharzt-Weiterbildung ist es möglich sich auf ein bestimmtes Teilgebiet zu spezialisieren. Hier bieten sich Fachgebiete wie Suchtmedizin, Biologische Psychiatrie, Gerontopsychiatrie und Psychopathologie an. Es gibt jedoch noch zahlreiche andere Weiterbildungen, die speziell für Hochschulabsolventen konzipiert sind und auf die bereits vorhandenen Qualifikationen aufbauen. Durch diese erhält man die Möglichkeit sein Kompetenzprofil zu erweitern, um sich damit weitere Karrierechancen zu eröffnen oder eine Expertenkarriere anzustreben. Solch eine Spezialisierung bietet sich beispielsweise auf bestimmte Krankheitsbilder, wie Depressionen oder Essstörungen, an. Ein weiterführendes Studium eröffnet ebenfalls weitere Berufs- und Karrierechancen. Hier bieten sich Studiengänge wie Gesundheitsmanagement oder Psychosoziale Beratung und Therapie an. Um eine wissenschaftliche Laufbahn an einer Hochschule einzuschlagen oder eine gehobene Position in einer Klinik zu erhalten, ist in der Regel eine Promotion erforderlich. Für die Position des Chefarztes oder des Hochschulprofessors wird in den allermeisten Fällen eine Habilitation benötigt.
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