Mobbing hat viele Gesichter und reicht vom Lästern, bewusstem Schikanieren, Streuen von Gerüchten bis hin zu offenen Beleidigungen. Die Auswirkungen für die Betroffenen sind nicht selten verheerend. Dazu gehören seelische Probleme wie Ängste oder Depressionen, oder auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Kopfschmerzen.
In Ärztekreisen ist Mobbing weitgehend ein Tabuthema, doch ergeben Befragungen immer wieder, dass diese Form der psychischen Gewalt insbesondere an Krankenhäusern keine Seltenheit ist.
Mobbing ist ein Begriff aus der Soziologie und leitet sich aus dem Englischen „to mob“ ab, was so viel heißt wie „sich auf etwas stürzen“. Die Ausgrenzung und Demütigung anderer wird im angelsächsischen Raum nicht Mobbing genannt, sondern „Bullying“. Mobbing wird nur in Deutschland in diesem Zusammenhang verwendet.
Per Definition beschreibt Mobbing eine Form der psychischen Gewalt, bei der jemand extrem schikaniert wird, sei es durch eine einzelne Person oder eine Gruppe. Typische Mobbing-Handlungen umfassen:
Mobbing ist nicht zu verwechseln mit gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten am Arbeitsplatz. Vielmehr hat es die folgenden Charakteristika:
Folgende Begriffe fallen unter die Definition des Mobbings:
Ähnlich wie im Pflegebereich auch müssen Klinikärzte eine hohe Arbeitsbelastung schultern, die einen extremen Druck erzeugt. Dieser wird nicht selten an Kollegen weitergegeben und führt mitunter zu Mobbing.
Laut einer Untersuchung des „Ärzteblatt“ kommt besonders häufig das sogenannte „Rudelmobbing“ vor, wobei mehrere Mediziner gezielt einen Kollegen ausgrenzen oder gängeln. Vor allem Assistenzärzte werden immer wieder Opfer von Mobbing-Aktionen. Einige Gepflogenheiten, so ergibt die Umfrage, wirken regelrecht institutionalisiert, wie zum Beispiel das „Kaltstellen“. Hierbei werden Ärzte in Weiterbildung mit Absicht kurzgehalten und mit Routineaufgaben überhäuft oder mit Diensten überfordert. Dadurch bleibt ihnen zu wenig Zeit für das notwendige wissenschaftliche Arbeiten. Da sie bestimmte Operationen für die Anmeldung zur Facharztprüfung durchführen müssen, sind sie oftmals ihren Vorgesetzten ausgeliefert, die darüber bestimmen, ob und wann sie operieren dürfen. Nutzt dieser seine Macht aus und unterdrückt das Fortkommen des jungen Kollegen, so kann dies durchaus als Mobbing gewertet werden.
Die straffen Hierarchien zwischen Ärzterängen an Krankenhäusern sowie das hohe Arbeitspensum und der daraus resultierende Stress sind also Nährböden für Mobbing. Oftmals entsteht Mobbing jedoch auch durch mangelnde Führungskompetenz leitender Ärzte. Fachlich versiert, sind sie häufig ungenügend in der Lösung von Konflikten geschult. Die Sachebene dominiert an Kliniken allzu oft das Zwischenmenschliche. Ist erst einmal eine Kultur der Angst und des Misstrauens entstanden, steigt die Gefahr, dass es zu Mobbing kommt. Um dem vorzubeugen, ist der vertrauensvolle Dialog wichtig, etwa durch fest eingeplante Mitarbeitergespräche, in denen die angestellten Ärzte die Möglichkeit haben, ihre Anliegen konstruktiv zu erörtern.
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