Öffentliches Gesundheitswesen

Öffentliches Gesundheitswesen

Die Fachrichtung rund um den Schutz der Gesamtbevölkerung

 

Definition: Öffentliches Gesundheitswesen

Unter dem Begriff Öffentliches Gesundheitswesen wird die Gesamtheit aller Einrichtungen, Organisationen, Gremien und Personen, die sich mit der Aufrechterhaltung der Gesundheit der Bevölkerung beschäftigen, sowie mit der Prophylaxe, Diagnose und Therapie von Erkrankungen, zusammengefasst. Als zentrale Aufgabe ist die Gesundheitsförderung und -schutz der Bevölkerung zu verstehen.

Der Begriff ist abzugrenzen von der Gesundheitswirtschaft, die die Krankenversorgung im ambulanten und stationären Bereich, aber auch den Fitnessbereich, den Gesundheitstourismus und die Arzneimittelproduktion einschließt. 

Öffentliches Gesundheitswesen – Wissenswerte Hintergründe

Das Öffentliche Gesundheitswesen ist auch unter dem Namen Öffentlicher Gesundheitsdienst bekannt. Die vielfältigen Aufgaben werden auf lokaler Ebene von den Gesundheitsämtern wahrgenommen. Den Gesundheitsämtern obliegt dabei die Durchführung der ärztlichen Aufgaben der Gesundheitsverwaltung. In Deutschland werden staatliche von kommunalen Gesundheitsämter unterschieden, wobei die Leitung in der Regel durch einen Amtsarzt wahrgenommen wird. Als Amtsarzt im engeren Sinne bezeichnet man in Deutschland einen Arzt, der auf einer amtlichen Stelle der Gesundheitsverwaltung – wie beispielsweise einem Gesundheitsamt – oder einer unteren Gesundheitsbehörde tätig ist. Das Gesundheitsamt erfüllt vielfältige Aufgaben, was die verschiedenen Abteilungen offensichtlich machen:

  • Amtsärztlicher Dienst:  Untersuchungen im Auftrag der Behörde wie Beurteilung der Dienstfähigkeit von Beamten
  • Kinder- und Jugendgesundheitsdienst: zuständig für die Schulgesundheitspflege, Beratung von Kindern und Jugendlichen
  • Kinder- und Jugendzahnärztlicher Dienst: Durchführung gesetzlich geregelter Vorsorgeuntersuchungen in Kitas und Schulen
  • Gesundheitsberichterstattung: untersucht und analysiert etwa gesundheitliche Risikofaktoren, Gesundheitskosten oder Gesundheitsförderung und teilt die Informationen mit Politik und Wissenschaft
  • Durchführen des Infektionsschutzgesetzes: etwa die Prüfung der Bürger auf das Virus SARS-CoV-2 während der COVID-19-Pandemie
  • AIDS-Beratung
  • Hygieneüberwachung
  • Umweltmedizin
  • Sozialpsychiatrischer Dienst 
  • Schwangerenkonfliktberatung

Vielseitige Aufgabenfelder: Öffentliches Gesundheitswesen

Der Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen befasst sich mit der Beobachtung, Begutachtung und Wahrung der gesundheitlichen Belange der Bevölkerung sowie der Beratung der Träger öffentlicher Aufgaben in gesundheitlichen Fragen. Ein weiteres Aufgabenfeld ist die öffentliche Hygiene in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kitas und medizinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Nicht die Gesundheit des einzelnen Menschen steht im Fokus, sondern die Förderung und der Schutz der Gesundheit der Gesamtbevölkerung. Dabei werden folgende Faktoren beobachtet:

  • gesundheitliche Verhältnisse und Versorgung der Bevölkerung
  • Hygienevorschriften und Herstellung sowie Handel mit Arzneimitteln, Medizinprodukten, Betäubungsmittel und Gefahrstoffen
  • Verhütung von Krankheiten durch Förderung gesunder Lebensweisen
  • Gesundheitsbedürfnisse älterer Menschen
  • Überwachung und Vorsorge in Bezug auf Epidemien sowie Ausbau der Kapazitäten für neue Aufgaben im Gesundheitsbereich, wie etwa den Klimawandel

Eine besondere Herausforderung ist es, die Bevölkerungsgruppen und Personen, die wegen ihrer sozialen und gesundheitlichen Probleme besonderer Hilfen bedürfen und von anderen Einrichtungen der gesundheitlichen Betreuung und Versorgung nicht erreicht werden, komplementär zu betreuen. Neben Hausbesuchen bei Menschen, die wegen sozialer oder gesundheitlicher Einschränkungen hilfebedürftig sind, stellt das Öffentliche Gesundheitswesen ein Repertoire an Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung: Beratung, Vermittlung von Diensten und Dienstleistungen, das Angebot direkter Hilfen oder die Koordinierung von Hilfsangeboten. Zielgruppen sind Behinderte und ihre Angehörigen, abhängig Kranke, chronisch und psychisch Kranke und besonders belastete oder gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Obdachlose, aber in zunehmendem Maß auch Kinder und Jugendliche.

Öffentliches Gesundheitswesen: Abwechslungsreicher Tätigkeitsbereich

Neben dem Gesundheitsschutz haben sich in den letzten beiden Jahrzehnten der Anforderungskatalog und die fachlichen Verpflichtungen erheblich geändert, etwa durch hoch ansteckende Krankheiten wie Covid-19. Vorsorgende Planung zur Reduzierung der Gesundheitsgefahren, seien sie natur- oder menschenbedingt wie Naturkatastrophen, seien es die Bedrohungen, die von bioterroristischen Anschlägen oder den Folgen des Klimawandels ausgehen, sind integraler Teil des Tätigkeitsspektrums geworden. Neue fachliche und konzeptionelle Schwerpunkte sind darüber hinaus die zielgruppenspezifische Prävention und Gesundheitsförderung. Die Aktivitäten in diesem Feld erstrecken sich von der Gruppenprophylaxe in der Kariesprävention, Rauchprävention und Ernährungs- und Bewegungsschulung in Schulen und Wohnvierteln bis hin zu niederschwelligen Gesundheitsförderungsstrategien zur Verhinderung von Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Darüber hinaus hat das Öffentliche Gesundheitswesen insbesondere in den Kommunen eine analysierende, planende, koordinierende und evaluierende Aufgabe in enger Abstimmung mit institutionellen Anbietern und lokalen Initiativen und Selbsthilfeaktivitäten.

Dieses breite Spektrum der Dienstleistungen für die Gesellschaft erfolgt im Wesentlichen in den Kreisen und kreisfreien Städten durch das Fachpersonal der örtlichen Gesundheitsämter. Die Dienstleistungen des Öffentlichen Gesundheitswesens gewinnen nicht nur durch die Corona-Pandemie, sondern auch durch das zunehmende soziale Auseinanderklaffen unserer Gesellschaft, an konzeptioneller und auch gesellschaftspolitischer Bedeutung. Zur Unterstützung werden dringend erfahrene Ärzte benötigt. Neben einer erforderlichen klassischen Weiterbildungszeit von drei Jahren in einem Krankenhaus ist der erworbene Titel eines klinischen Facharztes wünschenswert. Je nach Arbeitsschwerpunkt wird erwartet, dass eine zusätzliche Schwerpunktweiterbildung erfolgt oder Zusatzbezeichnungen erworben werden, beispielsweise Umweltmedizin oder Sozialmedizin.

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