Palliativmedizin

Palliativmedizin

Der Fachbereich der begrenzten Lebenserwartung

 

Definition der Palliativmedizin

Die Palliativmedizin verbessert die Lebensqualität von Patienten mit progredienten, weit fortgeschrittenen Erkrankungen. Sie lindert das einhergehende Leiden und behandelt physische als auch psychische Beschwerden. Eine Palliativtherapie kann sowohl zu Hause als auch stationär erfolgen. 

Sprechen Erkrankungen nicht mehr auf kurative Behandlungen an, kommt die Palliativmedizin zum Einsatz. Ihre wesentlichen Komponenten sind die Symptomkontrolle, psychosoziale Kompetenz, Teamarbeit und Begleitung des Patienten sowie seiner Angehörigen.

Hintergrund der Palliativmedizin

In den 1970er-Jahren wies die englische Krankenschwester und spätere Ärztin Cicely Saunders (1918-2005) auf die Missstände in der Betreuung Sterbender hin und gründete in London 1967 das St. Christopher´s Hospice, die erste Einrichtung ihrer Art weltweit. In Deutschland entstanden in den 1980er-Jahren die ersten Hospize und Palliativstationen, aber eine richtige Dynamik in der Palliativmedizin entwickelte sich erst ab den 1990er-Jahren. 240 stationäre Hospize, davon 17 für Kinder und Jugendliche, plus eine wachsende Anzahl ambulanter Hospizdienste gibt es heute bundesweit. 

„Hospiz“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Gastfreundschaft, Herberge“. Das Wort palliativ, welches als „schmerzlindernd“ zu verstehen ist, leitet sich aus dem Lateinischen von „pallium“ ab und meint „Mantel“, beziehungsweise „ummanteln, umhüllen, verbergen“. Palliativmedizin ist nicht zu verwechseln mit Sterbehilfe, die nach wie vor in Deutschland verboten ist.

Aufgabenbereiche der Palliativmedizin

In der Behandlung von lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Tumoren oder fortgeschrittener Herzinsuffizienz ist die palliative Medizin ein wichtiger Bestandteil. Das Ziel ist weniger die Lebensverlängerung als vielmehr die Sicherung der Lebensqualität durch eine engmaschige Symptomkontrolle sowie eine pflegerische, psychosoziale und gegebenenfalls spirituelle Betreuung des Patienten und seiner Angehörigen. Von der Palliativmedizin profitieren hauptsächlich Betroffene mit

  • einem bösartigen Tumor (90 Prozent der Patienten)
  • ALS
  • AIDS
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Nierenkrankheiten
  • Lungenkrankheiten

Palliativmedizin dient dem Ziel, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Obwohl die Krankheit weiter fortschreitet, will die palliative Therapie dem Patienten so lange wie möglich ein normales Leben nach eigenen Vorstellungen ermöglichen. Die unterschiedlichen Stadien einer Erkrankung machen eine Aktualisierung der Behandlungsziele in regelmäßigen zeitlichen Abständen notwendig. Die Phasen gliedern sich meist wie folgt:

  • Palliativ-Therapie-Phase: Eine Krankheit wird als unheilbar erkannt und eine maximale Lebensverlängerung und Symptomkontrolle wird angestrebt.
  • Palliativ-Care-Phase: Die Krankheit schreitet fort und die Behandlung der Symptome steht im Fokus, nicht mit einer Heilung als Ziel, sondern der Verbesserung der Lebensqualität.
  • Terminalphase: Das Versterben des Patienten wird in nächster Zeit wahrscheinlich. Im Vordergrund steht die Behandlung von Angst, Unruhe und Atemnot.
  • Finalphase: Der Tod wird in den nächsten Stunden erwartet. Maximale Therapie der Symptome Angst und Unruhe, eventuell mittels palliativer Sedierung.

Der Palliativ-Therapie stehen folgende Maßnahmen zur Verfügung:

  • Schmerztherapie zur Linderung akuter und chronischer Schmerzzustände
  • Medikamentöse Therapie zur Linderung von Begleitsymptomen wie Übelkeit, Depression, Appetitlosigkeit
  • Psychotherapie
  • Palliativbestrahlung zur Metastasierungs- und Wachstumsreduzierung bösartiger Tumore
  • Palliative Chemotherapie, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen
  • Chirurgischer Eingriff zum Erhalt lebenswichtiger Körperfunktionen

Berufsaussichten in der Palliativmedizin

Eine Palliativtherapie ist immer eine interdisziplinäre Aufgabe. Neben Palliativmedizinern sind unter anderem Gesundheits- und Krankenpfleger, Pflegefachkräfte der Altenpflege, Psychologen, Pflegefachkräfte der ambulanten Pflege sowie Fachpflegekräfte der Intensivpflege und Anästhesie beteiligt. Die Pflege von Palliativpatienten muss nicht grundsätzlich von spezialisiertem Personal erfolgen. Sie erfordert aber in jedem Fall ein Umdenken in Hinblick auf erreichbare Pflegeziele sowie eine stärkere Berücksichtigung des Umfeldes und der persönlichen Wünsche des Patienten. 

Palliativmedizin kann im häuslichen Bereich, auf der Normalstation im Krankenhaus oder im Pflegeheim umgesetzt werden. In einigen Fällen wird die Verlegung in eine Einrichtung wie ein stationäres Hospiz oder auf eine Palliativstation notwendig. In einem Hospiz ist eine Mindestanzahl an Pflegefachpersonal mit Spezialisierung in ambulanter Palliativversorgung eingesetzt. Palliativmediziner arbeiten stationär in Hospizen und auf Palliativstationen in großen Kliniken. Hier gibt es entweder eigene Palliativstationen oder die Arbeit erfolgt konsiliarisch auf den jeweiligen Stationen der Patienten. Im ambulanten Bereich übernehmen meist niedergelassene Ärzte die Aufgabe der Palliativmediziner.

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